ISO 9001

Revision der ISO 9001 - Änderungen und Auswirkungen

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) arbeitet derzeit an der Revision der führenden Norm für Qualitätsmanagementsysteme ISO 9001, deren Veröffentlichung im Herbst 2015 erwartet wird. Der im Juni veröffentlichte Entwurf zur Kommentierung weist deutliche Änderungen zur aktuellen DIN EN ISO 9001:2008 auf.

Mit mehr als 1 Million weltweit ausgestellter Zertifikate, davon 50.000 allein in Deutschland, ist die ISO 9001 die bekannteste Norm für Managementsysteme und wird als "Mutter aller Normen" bezeichnet. Dementsprechend viele interessierte Parteien schauen erwartungsvoll auf die Änderungen. Während bei der letzten Revision nur geringe Änderungen in bestehende Qualitätsmanagementsysteme eingearbeitet werden mussten, ist mit der Version 2015 mit erheblichen Abwandlungen zu rechnen.

Die erste große Neuheit, die sich im Entwurf andeutet, ist die Änderung der Struktur: die ISO 9001:2015 wird voraussichtlich nach der "High Level Structure" aufgebaut sein, die für alle ISOManagementsystemstandards zur Verfügung steht und den Normenaufbau vereinheitlichen soll. Statt 8 Kapitel werden die Leser nach Inkrafttreten 10 Kapitel vorfinden:

  1. Anwendungsbereich
  2. Normative Weisungen
  3. Begriffe und Definitionen
  4. Kontext der Organisation (Interne und externe Abhängigkeiten, Wechselwirkungen, Stakeholder)
  5. Führung (Verantwortung und Verpflichtung der obersten Leitung, Politik, organisatorische Funktionen, Verantwortungen und Befugnisse)
  6. Planung (Umgang mit Risiken und Chancen, Ziele)
  7. Unterstützung (Ressourcen, Kompetenzen, Bewusstsein, Kommunikation, dokumentierte Information)
  8. Operative Tätigkeiten
  9. Leistungsbewertung (Überwachung, Messung, Analyse, Bewertung, interne Audits, Managementbewertung)
  10. Verbesserung (Abweichungen, Korrekturmaßnahmen, Verbesserung)

Daneben wird die ISO 9001 durch einige inhaltliche Änderungen moderner: Der risikobasierte Ansatz fordert von den Unternehmen, zukünftig Werkzeuge und Mechanismen des Risikomanagements zur Anwendung zu bringen, um daraus Verbesserungsmöglichkeiten zur Vorbeugung von Fehlern und Gefahren für das Qualitätsmanagementsystem abzuleiten. Der Prozessorientierte Ansatz wird ab der neuen Version zur Pflicht: Unternehmen sollen ihre Prozesse identifizieren, deren Abfolge und Wechselwirkungen, die benötigten Ressourcen und die Möglichkeiten der Messung und Bewertung. Zur flexibleren Gestaltung werden die bisher üblichen Begriffe Dokumente, Aufzeichnungen und dokumentierte Verfahren durch "Dokumentierte Information" ersetzt, im aktuellen Entwurf werden auch weniger Vorgabedokumente gefordert. Stattdessen sind die Unternehmen in der Pflicht, ihre benötigten "Spielregeln" selber schriftlich zu definieren. Des Weiteren wird der Begriff Produkt zukünftig durch Waren und Dienstleistungen ersetzt, um die Allgemeingültigkeit des Standards zu verbessern.

Entsprechend der üblichen Vorgehensweise zur Überarbeitung von Standards wird mit dem offiziellen Entwurf der internationalen Norm 2014 gerechnet, der anschließend erstellte finalisierte Entwurf wird für 2015 erwartet, bevor im Herbst 2015 die geplante Veröffentlichung der DIN EN ISO 9001:2015 erfolgt.

Autor: B. Held